FDP verspürt lokalen Aufwind
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  Wahlen und Ehrungen standen bei der FDP an. Unser Bild zeigt (sitzend, v.l.): Europabeauftragte Barbara Rohlfs, Vorsitzender Jauscha Hausmann, seinen Stellvertreter Thorsten Eschborn, Rechner Harald Boeddinghaus sowie stehend (v.l.) den stellvertretenden Landesvorsitzenden Moritz Promny, die Beisitzer Stefan Stehle, Marian Streit, Rolf Schepp und Holger Steinert, der für 30 Jahre in der Partei geehrt wurde. © Lotz

Bensheim. Mit 6,9 Prozent der Wählerstimmen und drei Sitzen im Stadtparlament sieht sich die Bensheimer FDP gut aufgestellt. Vorsitzender Jascha Hausmann spricht von einem "Wahnsinnsergebnis". Die FDP werde wieder ernstgenommen, sagte er im Rahmen der Mitgliederversammlung am Mittwoch im Hotel Felix.

Die Kommunalwahl im März hat den örtlichen Liberalen wieder leichten Auftrieb verschafft. Mit Hausmann ist ein dritter Mandatsträger in die Stadtverordnetenversammlung eingezogen. Der 31-Jährige ergänzt Fraktionschef Holger Steinert und Hilde Kaplan-Reiterer, die in der letzten Wahlperiode noch als Duo agierten. Besonders erfreulich sei, so Hausmann, dass die FDP trotz der bürgerlichen Alternativen auf dem Wahlzettel ihr Abschneiden deutlich habe verbessern können. Bei der Kommunalwahl 2011 kam die Partei nur auf 4,0 Prozent der Stimmen.

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Hausmann bleibt Vorsitzender

Erwartungsgemäß wurde Jascha Hausmann als Vorsitzender bestätigt. Der Jurist ist erst seit Juli im Amt und war zuvor unter anderem als Kreistagsmitglied politisch aktiv. Seine Wahl erfolgte einstimmig.

Stellvertreter wurde erneut Thorsten Eschborn. Schatzmeister bleibt Harald Boeddinghaus. Barbara Rohlfs wurde als Europabeauftragte wiedergewählt.

Beisitzer ist nach wie vor Marian Streit, flankiert von Dr. Rolf Schepp und dem Neumitglied Stefan Stehle. Die konstituierende Sitzung findet am 11. April statt.

Einige prominente Bensheimer Liberale sind nicht mehr im Vorstand vertreten: Rudolf Schmitt, Wilhelm Rothermel, Hilde Kaplan-Reiterer und Volker Opitz verzichteten auf eine erneute Kandidatur.

Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurde Wilhelm Rothermel für seine 15-jährige FDP-Mitgliedschaft geehrt.

Rothermel war unter anderem stellvertretender Ortsvorsteher in Bensheim-Mitte und Vorstandsmitglied des Ortsverbands.

Für 30 Jahre in der Partei würdigte Jascha Hausmann seinen Vorgänger Holger Steinert. 21 Jahre lang war er der Frontmann der Liberalen in Bensheim.

Steinert wurde bei seinem Ausscheiden vor einem Jahr zum Ehrenvorsitzenden der Bensheimer FDP ernannt. 2001 war der Fraktion nach 29 Jahren Abstinenz der Wiedereinzug ins Stadtparlament gelungen.

Hausmann bezeichnete Steinert als überzeugten politischen Ehrenamtler und "das Gesicht der Bensheimer FDP". tr

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Keine Spekulationen

Über den Ausgang des laufenden Koalitionspokers wurde bei der Versammlung nur am Rande diskutiert - ohne jegliche Spekulationen. "Das Spiel ist noch offen", kommentierte Holger Steinert die aktuelle Situation nach dem Aus der schwarz-grünen Mehrheit.

Eine klare Tendenz sei derzeit noch nicht erkennbar. Die FDP, die sich in den vergangenen Jahren immer als "kleine, feine Opposition" bezeichnet hatte, würde sich in der gleichen Rolle nicht unbedingt unwohl fühlen, so der Fraktionsvorsitzende. Man habe sich kritisch und konstruktiv am politischen Prozess beteiligt und dabei niemals die Rolle einer Fundamentalopposition eingenommen, so Steinert, der für seine Fraktion eine gute Basis für die Arbeit der kommenden Jahre sieht.

Sowohl in den Ortsbeiräten Mitte (Thorsten Eschborn) und Auerbach (Dr. Rolf Schepp) ist die FDP vertreten. Bensheim-West konnte nach fünf Jahren Pause wieder besetzt werden. Harald Boeddinghaus ist der Kandidat. Neu dazugekommen war zuletzt die Präsenz in Schönberg, wo die Liberalen auf einer Gemeinschaftsliste platziert sind. Anja Schmitt und Holger Steinert sind im Ortsteil aktiv.

Steinert skizzierte die kommunalpolitischen Topthemen der vergangenen Jahre. Dazu gehört die Diskussion um das Bürgerhaus. Die FDP habe sich klar gegen eine "Edelsanierung" und einen Neubau ausgesprochen - und damit letztlich die vorherrschende Meinung vertreten, so der Fraktionschef. Der Bürgerentscheid war zwar gescheitert, doch die Tendenz habe eindeutig die Position der FDP gespiegelt. "Auch im Parlament gab es schließlich eine Mehrheit in unserem Sinne."

Den Verkauf von städtischen Immobilien bezeichnete der Fraktionschef als wichtige Aufgabe im Kontext einer finanzbewussten Politik. Bensheim habe 200 Gebäude und Grundstücke im Besitz. Angesichts des Schuldenstands der Kommune sei dies nicht hinnehmbar, so Holger Steinert, der im Juli 2015 nach 21 Jahren als Vorsitzender der Bensheimer Liberalen aufgehört hatte. Jascha Hausmann wurde sein Nachfolger. Hausmann resümierte einen aufwendigen, aber erfolgreichen Wahlkampf. Die Bensheimer FDP sei personell vielfältig mit jungen Gesichtern und erfahrenen Köpfen. Mit dem aktuellen Mitgliederstand von 30 Liberalen ist er allerdings nicht zufrieden. Er diagnostiziert eine aktive, aber schrumpfende Basis. Hausmann will die Mitgliederwerbung forcieren und die Öffentlichkeitsarbeit verbessern.

"Da ist noch Luft nach oben", sagte auch der stellvertretende Landesvorsitzende und FDP-Chef im Odenwaldkreis, Moritz Promny. Er war als Gast in Bensheim dabei und bilanzierte eines der besten Kommunalwahlergebnissen in Hessen in den vergangenen fünf Jahrzehnten. Auf kommunaler und Kreisebene hatte die Partei auch in Südhessen vielerorts deutlich zulegen können. Besonders stark in Beerfelden, wo die FDP aus dem Stand heraus 20,7 Prozent erreichte. Ein Erfolg, den auch Promny mit der Anti-Windkraft-Position der Liberalen in Verbindung bringt.

In Zwingenberg holte die Partei mit 20,3 Prozent fast doppelt so viele Stimmen wie 2011. Im Vergleich dazu erscheint der Zuwachs in Bensheim eher moderat. Dennoch gratulierte Promny dem Stadtverband für ein respektables Ergebnis. Er sieht die südhessische Basis der FDP deutlich gestärkt. Man sei jetzt fit für die kommenden Jahre. tr

© Bergsträßer Anzeiger, Freitag, 01.04.2016

 
 
 
 
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