Schielt Bensheim auf die Schön-Klinik?
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  Am Standort in der Lorscher Stadtmitte wird es die Schön-Klinik in fünf Jahren nicht mehr geben. Die Klinik-Betreiber wollen neu bauen - wo genau, ist allerdings weiterhin offen.

Lorsch/Bensheim. Nicht nur in Lorsch sorgt die Zukunft der Schön-Klinik seit Wochen für viel Gesprächsstoff. Auch Bensheimer interessieren sich jetzt offenbar verstärkt für das Fachkrankenhaus, das auf chirurgisch-orthopädische Behandlungen spezialisiert ist.

Holger Steinert (Bild), Stadtverordneter und Fraktionsvorsitzender der FDP, hat sich jedenfalls dafür eingesetzt, dass die Schön-Klinik als Punkt auf die Tagesordnung für die Sitzung der nächsten Bensheimer Stadtverordnetenversammlung aufgenommen wird. Zeitgleich zur Sitzung des Bauausschusses in Lorsch am 19. Februar tagen auch die Bensheimer Stadtverordneten am Donnerstag kommender Woche und werden das Thema aufrufen.

Interkommunale Zusammenarbeit

Geht es nach Steinert, dann soll der Bensheimer Magistrat beauftragt werden, herauszufinden, unter welchen Voraussetzungen eine Ansiedlung der Klinik in Bensheim möglich ist. Abwerben will der Bensheimer das Lorscher Unternehmen der Nachbarstadt nicht. Der Bensheimer Magistrat solle schließlich nicht nur mit den Verantwortlichen der Klinik, sondern auch mit dem Magistrat der Stadt Lorsch Kontakt aufnehmen, heißt es in seinem Antrag ausdrücklich.

Eruiert werden solle vielmehr, ob die Ansiedlung der Klinik in Bensheim gewollt ist - unter der Voraussetzung, dass in Lorsch kein neuer Standort für die Klinik gefunden werden kann.

Angebot und Arbeitsplätze halten

In der Begründung seines Antrags verweist Steinert auf "öffentliche Verlautbarungen", denen zufolge es "Probleme" in Lorsch bei der Suche nach einem neuen Standort für die Schön-Klinik gebe. Um die Klinik an der mittleren Bergstraße zu halten, sollte "der Versuch unternommen werden, für die Klinik einen geeigneten Standort im benachbarten Bensheim zu finden", meint der Freidemokrat.

So könnten sowohl die Klinik und ihr medizinisches Angebot als auch die damit verbundenen Arbeitsplätze "in der unmittelbaren Umgebung erhalten bleiben". Steinert sieht seinen Antrag auch als einen Beitrag für die interkommunale Zusammenarbeit.

Ob diese Art von Nachbarschaftshilfe willkommen ist in der Klosterstadt, bleibt abzuwarten. Lorscher wollen das Fachkrankenhaus zwar ebenfalls an der Bergstraße halten - am liebsten aber innerhalb der bisherigen Stadtgrenzen, also in Lorsch. Zwar protestieren Anlieger des Quartiers am Wiesenteich gegen einen möglichen Klinik-Neubau vor ihrer Haustür.

Weitere Grundstücke in Prüfung

Die Freifläche südlich der Friedensstraße ist jedoch nicht das einzige Grundstück, das die Stadt der Klinik für die geplante Erweiterung anbieten könnte. In der öffentlichen Sitzung des Bauausschusses am 19. Februar in Lorsch will die Verwaltung auch die Vorteile eines Areals nördlich des Starkenburgrings gegenüber der Tennisanlage im Ehlried vorstellen.

Dass sich das Gelände der Kübel-Stiftung im Lorscher Süden ebenfalls geeignet hätte für den geplanten Krankenhaus-Bau, ist unstrittig. Dass die Stiftung erklärte, ihr Gelände wegen laufender anderer vertraglicher Bindungen nicht zur Verfügung stellen zu können, wurde nicht allein von Bürgermeister Christian Schönung sehr bedauert.

Areal mit 25 000 Quadratmetern

Die Betreiber der Schön-Klinik sind auf der Suche nach einem 25 000 Quadratmeter großen Grundstück. Dass sie für das gewünschte deutlich größere Haus auch über die Stadtgrenzen Lorschs hinaus blicken, hat Klinik-Leiter Dr. Matthias Janta bereits klargestellt. Dass der neue Standort der Klinik-Gruppe, die insgesamt 17 Krankenhäuser betreibt, aber weiterhin in der Region liegen werde, hatte er jedoch gleichfalls unterstrichen.

Die Schön-Klinik ist derzeit mit 220 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber in der Stadt. Für Lorsch ist der Verbleib nicht unbedingt aus finanziellen Gründen interessant, denn Kliniken unterliegen grundsätzlich keiner Gewerbesteuerpflicht. Ein Krankenhaus mit einer rund um die Uhr arbeitenden Ambulanz direkt im Ort zu haben, wird allerdings von zahlreichen Bürgern als großes Plus in einer Kleinstadt bewertet.

© Bergsträßer Anzeiger, Nina Schmelzing, Donnerstag, 12.02.2015

 
 
 
 
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