Ein Engpass, mehrere Meinungen
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  Die Brücke über die A 5 zwischen Saarstraße und Soldatenfriedhof: Im Stadtparlament wurde erneut über den Engpass diskutiert. Die FDP-Fraktion sieht eine Gefährdung für Fußgänger und Radfahrer.

Bensheim. Die Brücke ist ein Engpass. Daran gibt es keine Zweifel. Während die Westtangente auf einer Länge von mehr als drei Kilometern gut ausgebaut ist, wirkt die Passage über die A 5 (verlängerte Saarstraße) wie das Überbleibsel einer anderen Zeit - was sie im Prinzip auch ist. Das macht sich durch eine schmalere Fahrbahn auf der Straße bemerkbar, aber auch der kombinierte Fahrrad- und Fußgängerüberweg schrumpft auf der Brücke merklich. Moniert wird das im kommunalpolitischen Raum immer mal wieder. Vor allem die SPD hatte sich des Themas ausgiebig angenommen.

Schilder oder Absperrungen

Ob der Engpass allerdings auch eine Gefahrenstelle ist, dazu gibt unterschiedliche Ansichten. In der jüngsten Sitzung der Stadtverordneten plädierte nun die FDP für eine Verbesserung der Sicherheit. Der Magistrat solle Möglichkeiten prüfen und dem Bauausschuss in der Novemberrunde zur weiteren Beratung vorlegen. Die Vorschläge der Liberalen:

- Schilder auf beiden Seiten, die Radfahrer zum Absteigen auffordern - Ein Sicherheitsgeländer zwischen Fahrbahn und dem Fußweg - Versetzte Stangenbügel, die Radfahrer zum Absteigen zwingen, aber genug Platz für Rollatoren oder Kinderwagen lassen.

"Dort herrscht viel Betrieb, was grundsätzlich ja erfreulich ist. Für Fußgänger oder Radfahrer ist es aber eine gefährliche Situation, zumal der Bordstein sehr hoch ist", sagte Holger Steinert (FDP). Die Engstelle genüge schlicht den Anforderungen nicht.

Stadtrat Adil Oyan, selbst fleißiger Fahrradfahrer, war vom Antrag der FDP nicht besonders angetan. Schließlich habe man bereits diverse Maßnahme auf Tauglichkeit überprüft - und wieder verworfen. Schilder, die zum Absteigen auffordern, gebe es nicht. Man könne nur ein Ende des Radwegs ausweisen. Dann müssten die Radfahrer auf der Straße fahren, "was weder politisch gewollt ist noch vom ADFC empfohlen wird", so Oyan.

Das Anbringen eines Schutzgeländers sei ebenfalls untersucht und bei einem Ortstermin mit Polizei, ADFC und den Verkehrsbehörden verworfen worden. "Dadurch würde es auf der Brücke noch enger werden." Mit einer Barrikade die Radfahrer zum Absteigen zu bewegen ist für den Stadtrat ebenfalls keine Lösung. "Wenn genug Platz für Kinderwagen oder Rollatoren sein soll, passen auch Zweiräder durch."

Steinert warf er vor, die Meinung von Fachleuten ins Lächerliche ziehen zu wollen und den Eindruck zu erwecken, die Verwaltung habe sich nicht ausreichend gekümmert. Im Sommer hatte sich ein Verkehrsplanungsbüro mit der Brücke beschäftigt. Die Experten kamen zum Schluss, dass nach "Abwägung aller Optionen die bestehende Situation nicht verändert" werden sollte. Es bestehe kein unmittelbares Gefährdungspotenzial.

"Menschen nehmen Rücksicht"

Ortsvorsteherin Ingrid Schich-Kiefer (CDU) sah das ähnlich. Ihrer Meinung nach gebe es keinen problematischen Begegnungsverkehr auf der Brücke. Der kombinierte Rad- und Fußgängerweg funktioniere gut. "Die Menschen sind angehalten, Rücksicht aufeinander zu nehmen." Gegen eine "Überregulierung der Fahrradfahrer" und mehr "Eigenverantwortung und Rücksichtnahme" sprach sich auch Antje Adam (GLB) aus.

Norbert Koller stellte für die BfB-Fraktion fest, dass es durchaus schwierig sei, die Brücke zu passieren. Die Vorschläge der FDP hielt er aber für überzogen. Seine Idee: Die Radfahrer, die vom Soldatenfriedhof kommen, auf die Fahrbahn leiten und für den motorisierten Verkehr die Geschwindigkeit auf 30 Km/h begrenzen. Peter Leisemann (FWG) stellte ebenfalls die gegenseitige Rücksichtnahme in den Vordergrund seiner Ausführungen.

Aus eigener (negativer) Erfahrung berichtete Rainer Ahlheim (SPD). "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es dort zu einem Unfall kommt", prophezeite der Sozialdemokrat. Früher sei die Brücke mit ihren Ausmaßen komfortabel gewesen, heute - "im Würgegriff der Westtangente" - sei das nicht mehr der Fall. Die Empfehlungen der FDP hielt er allerdings für wenig geeignet. Aus seiner Sicht gebe es nur zwei Möglichkeiten: eine Verbreiterung oder ein parallel verlaufendes Bauwerk für Fußgänger und Radfahrer. Alles andere sei indiskutabel und Geldverschwendung. Nur: Sowohl ein Neubau als auch eine Vergrößerung kosten ebenfalls Geld, das die Stadt zurzeit nicht hat. Der Antrag der FDP-Fraktion wurde mehrheitlich abgelehnt. Lediglich die BfB-Fraktion enthielt sich bei der Abstimmung. Ob mit der Ablehnung auch ein Ende der Debatte einhergeht, darf jedoch bezweifelt werden. dr

© Bergsträßer Anzeiger, Freitag, 24.10.2014

 
 
 
 
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