Kreisfusion: Ein Vorschlag, der vernünftig und mutig ist
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  "Landrat Matthias Wilkes ist weder Reformer noch Traumtänzer, sondern schlicht und ergreifend vernünftig und mutig, denn er spricht aus, was viele in Politik und Verwaltung zwar bei nüchterner Betrachtung denken, sich aber nicht trauen, öffentlich kundzutun. Natürlich ist eine Überarbeitung der Gemeinde-, Kreis- und Bezirksstrukturen in Hessen und damit eine Anpassung an die Entwicklung längst überfällig.

Regierungspräsidien abschaffen

Dabei kann man sich dann vortrefflich darüber streiten, aber im Guten bitte, ob es besser wäre, die Regierungspräsidien mit ihren ortsfernen Mammut-Verwaltungen abzuschaffen und die Kompetenzen in die Landkreise zu legen und/oder Landkreise zusammenzulegen, ob nun nach dem Modell Wilkes Bergstraße und Odenwald oder besser durch Schaffung eines Riedkreises, eines Odenwaldkreises und eines Rodgaukreises, um mal drei Beispiele für Südhessen zu nennen.

Kommunen zusammenlegen

Zudem ist die Zusammenlegung von Städten und Gemeinden alleine schon aufgrund der Finanznöte und Doppelstrukturen längst geboten. Die Kleinstadt Zwingenberg mit 6700 Einwohnern, praktisch sowieso schon mit dem Bensheimer Ortsteil Auerbach zusammengewachsen, gehört längst nach Bensheim mit seinen fast 40000 Einwohnern eingemeindet. Einhausen mit gut 6200 Einwohnern sollte zum benachbarten größeren Lorsch mit seinen über 13200 Einwohnern gepackt, Groß-Rohrheim (3700 Einwohner) und Biblis (8800 Einwohner) sollten fusioniert, die Gemeinde Lautertal (7200 Einwohner) sollte mit der Kleinstadt Lindenfels (5000 Einwohner) zusammengelegt werden, um nur einige Beispiele aus dem westlichen und mittleren Kreisgebiet zu nennen.

Anachronismus im Neckartal

Außerdem müsste der Anachronismus Neckarsteinach (3800 Einwohner) und Hirschhorn (3400 Einwohner), die gar nicht mit dem Gebiet des Kreises Bergstraße verbunden sind, endlich bereinigt werden, indem man diese dem Land Baden-Württemberg zuschlägt - vielleicht im Tausch mit der einen oder anderen Gemeinde von dort - oder aber zumindest zusammenlegt.

Identität bleibt erhalten

Die Identität behalten die Menschen in ihren Ortsteilen durch ihre Feste, Vereine, lokalen Aktivitäten, gewachsenen gesellschaftlichen Strukturen und anderes mehr, und politisch vertreten werden sie durch Ortsbeiräte sowie durch gewählte Mitglieder in den jeweiligen Gemeindeparlamenten. Bensheim mit seinen neun Ortsteilen belegt dies, auch wenn man es natürlich nicht immer allen recht machen kann.

So lassen sich Kosten reduzieren

Aber an diese Themen traut sich niemand heran - seien sie auch noch so vernünftig und eigentlich ein Gebot für Effizienz und Kostenreduktion. Denn dann würden nicht nur reichlich Stellen in der Verwaltung abgebaut, sondern eben auch Bürgermeister sowie hauptamtliche Stadträte und Gemeindebeigeordnete und alle möglichen Nebenpöstchen überflüssig werden. Dies und das Schielen auf die nächste Wahl wird deshalb auch auf absehbare Zeit eine wirkliche Reform der Gebiets- und Verwaltungsstrukturen verhindern.

Keimt die Diskussion dann doch mal auf, wird die Lokalpatriotismus-Karte gezogen, werden Emotionen geschürt und wird das Hohelied der Vielfalt und der Gemeindeselbstverwaltung gesungen. Insofern wird es irgendwann nicht anders gehen als über eine Reform von oben.

Holger Steinert Bensheim-Schönberg Vorsitzender der FDP Bensheim Dienstag, 12.08.2014

 
 
 
 
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