Beim FDP-Grillfest kaum heiße Eisen im Feuer
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  Die Bensheimer FDP hatte zur Hauptversammlung eingeladen. Gastredner war der stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion, Dr. Heinrich Kolb.

Bensheim. Ob da ein Fünkchen Ironie aufblinzelte? Jedenfalls trug ihn Holger Steinert (Bild) demonstrativ, den Hessentags-Button. Außer ihm hatte den im Stadtparlament keiner am Revers, wie der FDP-Chef auf dem Grillplatz betont. Noch vor einem halben Jahr wollten die Liberalen das Landesfest in Bensheim abblasen. Motiv: Zu teuer für einen Gastgeber mit einem 14 Millionen Euro dicken Haushaltsloch. Der Fraktionschef forderte offen die kostenfreie Retoure der Feierlichkeiten an die Landesregierung. Da der Zuschussbedarf für den Hessentag aber zwischenzeitlich auf 4,9 Millionen Euro gedrosselt wurde, trägt Steinert den Anstecker wieder ein bisschen lieber. Bei der leger gehaltenen Hauptversammlung auf dem Gelände am Sportpark West erinnerte er am Sonntag daran, dass der im Zuge des Grundsatzbeschlusses für eine Bewerbung gehandelte Zuschussbedarf noch erheblich niedriger gewesen sei als später definiert: "Hinter den Kulissen waren ganz andere Summen im Spiel." Im März 2010 hatte sich auch die FDP dafür ausgesprochen, dass Bensheim seinen Hut in den Ring wirft. Bei einem hochgerechneten Aufwand von sechs Millionen Euro und mehr zulasten des Ausrichters sei ihm, Steinert, aber die Luft weggeblieben.

Durchatmen bei der Bensheimer FDP.

Immer, wenn die Tagesordnung weder Vorstandswahlen noch handfeste politische Themen umfasst, verlagert man das Jahrestreffen ins Freie - als Ouvertüre eines geselligen Grillfestes mit prominenten Gästen. Am Sonntag war dies der Bundestagsabgeordnete und stellvertretende FDP-Landesvorsitzende Dr. Heinrich Kolb aus Babenhausen.

Vor dem Grillfleisch widmete sich Holger Steinert den heißen Eisen der Stadtpolitik. Der Vorstoß seiner Fraktion, sich für eine Sanierung und gegen den Neubau des Bürgerhauses auszusprechen, sei beim Bürgerentscheid im März bestätigt worden. Zwar fehlten 150 Stimmen für eine gültige Wahl, doch "das Signal war eindeutig", so Steinert. Nun könne die Stadt nicht anders, als die Sanierungsvarianten ernst zu nehmen.

Als laufenden, offenen Prozess kommentierte der Fraktionschef auch die sogenannte "Architektenaffäre", die in Wirklichkeit eine Bürgermeister-Affäre sei. Dass Thorsten Herrmann 78.000 Euro an die Stadt gezahlt habe, sei in erster Linie das Verdienst einer hartnäckigen FDP-Fraktion. Herrmann hatte über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren mit einem Gronauer Architekten Planungsgespräche über die Neugestaltung der Innenstadt geführt - ohne direkten Auftrag der Gremien und ohne Honorar für den Planer.

Auch in thematischen Nischen könne man als vermeintlich kleine Opposition viel bewegen. Holger Steinert verwies auf einen Antrag seiner Fraktion zur Nutzung innerstädtischer Litfaßsäulen als Werbeträger für Kultur und nichtkommerzielle Veranstaltungen. Mit der Restkartenbörse für das Parktheater habe man gezeigt, dass das gern benutzte Etikett als "Partei der sozialen Kälte" nicht gerechtfertigt sei. tr

© Bergsträßer Anzeiger, Dienstag, 25.06.2013

 
 
 
 
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