Damit Strom auch in Zukunft sicher und bezahlbar bleibt
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  Bensheim. Die Bensheimer FDP hatte ein Energie-Forum organisiert, bei dem es um Fachinformationen zum Thema Stromversorgung unter dem Aspekt der Energiewende ging. Vorsitzender Holger Steinert konnte dazu neben rund 30 Gästen aus dem Kreisgebiet als Referenten den Leiter des RWE Kraftwerks Biblis, Diplom-Ingenieur Horst Kemmeter (Bild, rechts) sowie den Fachautor und Diplom-Ingenieur Eberhard Wagner (Bild, links) im Hotel Felix begrüßen. Im Laufe des Abends besuchte auch der ehemalige Professor für Elektrische Energieversorgung an der TU Darmstadt, Dr.-Ing. Gerd Balzer, die Veranstaltung.

Horst Kemmeter ging zuerst auf das Energiekonzept der Bundesregierung und die damit verbundenen Rahmenbedingungen ein. Demnach sollen eine Senkung der Treibhausgasemissionen um mindestens 80 Prozent, die Steigerung des Anteils der erneuerbaren Energien am Strombedarf von heute 20 auf dann 80 Prozent und gleichzeitig eine Verringerung des Stromverbrauchs in Deutschland um 25 Prozent bis 2050 (ausgehend vom Stand 2008) erreicht werden.

Das Energiekonzept unterstelle dabei einen um 25 Prozent sinkenden Strombedarf von Wirtschaft, öffentlicher Hand und privaten Haushalten. Durch die starke Rücknahme der konventionellen Energieerzeugung bedingt werde ein Stromimport von 20 Prozent im Jahr 2050 aus den Nachbarländern notwendig. Dann würde insgesamt 45 Prozent weniger Strom in Deutschland erzeugt.

Die Energiewende bringe also große Herausforderungen mit sich. Der Ausbau der erneuerbaren Energien schreite zwar schnell voran, würde aber kaum zur sicheren Stromversorgung beitragen, da "die Erneuerbaren" nicht immer verfügbar seien. Zur Situation für das Kraftwerk Biblis führte dessen Leiter aus, dass dieses weiterhin eine kerntechnische Anlage sei und dem Atomgesetz unterliege. Deshalb hätten der sichere und umweltverträgliche Betrieb unter Einhaltung der Gesetze sowie die Anlagen- und Arbeitssicherheit und der Gesundheitsschutz weiterhin höchste Priorität. 2012 sei bekanntlich der Antrag auf Stilllegung und Abbau gestellt worden und nach Durchlaufen des mehrstufigen Genehmigungsverfahrens gehe man seitens RWE von einer Erteilung der Rückbaugenehmigung im Jahr 2015 aus.

Aufgrund der eingestellten Stromproduktion müsse das Kraftwerk natürlich den Personalbestand verringern. Das Kraftwerk Biblis habe innerhalb eines Jahres seinen Eigenpersonalbestand sozialverträglich im Wesentlichen über Verrentung, Altersteilzeit, Abfindungen oder Wechsel innerhalb des Konzerns um rund 140 Mitarbeiter auf knapp 500 reduziert.

Biblis: 140 Mitarbeiter weniger

Eberhard Wagner konzentrierte sich in seinem Vortrag auf die Stromerzeugung durch regenerative Energien und deren Folgen. Die Problematik der sicheren Stromversorgung, also die Vermeidung von zu starken Schwankungen und Störungen im Stromnetz bis hin zu Totalausfällen, werde in Medien und Politik stark unterschätzt und völlig unzulänglich diskutiert.

Er warnte vor einer absehbaren und teuren Überkapazität durch erneuerbare Energien, die den Leistungsbedarf enorm überschreite, aber eben nicht die tatsächliche Rund-um-die-Uhr-Versorgung sicherstellen könne. Hinzu komme, dass die konventionellen Kraftwerke, durch ständiges Zu- und Abschalten in wind- und sonnenscheinarmen Zeiten, für die Stabilität des Netzes weitgehend nicht geeignet seien. Ein großer und flexibler Kraftwerkspark sei deshalb erforderlich. Der Verbraucher müsse die vorschnellen energiepolitischen Experimente jetzt schon teuer bezahlen. Feste und hohe Einspeisevergütungen für Wind- und Sonnenkraft seien ein volkswirtschaftlicher Irrweg und hätten in einer freien und sozialen Marktwirtschaft keinen Platz.

Abschließend beurteilte Wagner die Potenzialanalyse für erneuerbare Energien "Erneuerbar Komm!" des Kreises. Die Studie berücksichtige seiner Überzeugung nach nicht die elementaren stromwirtschaftlichen und elektrotechnischen Voraussetzungen und Naturgesetze, die für eine sichere Stromversorgung zwingend zu beachten seien.

Nach den beiden Vorträgen entwickelte sich eine muntere Frage- und Diskussionsrunde, bei welcher sowohl die beiden Referenten, als auch Dr. Balzer mit Details, Erläuterungen und Zusatzinformationen Rede- und Antwort standen. red

© Bergsträßer Anzeiger, Donnerstag, 04.04.2013

 
 
 
 
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