Info-Termin zum Güterbahnhof noch vor der Wahl
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  Bensheim. Wie entwickelt sich die Innenstadt? Das hängt entscheidend von dem ab, was auf dem Güterbahnhofsgelände passiert. Nachdem ein neuer Investor da ist, nimmt das Projekt wieder Fahrt auf.

Die FDP und der fraktionslose Stadtverordnete Franz Apfel stellten in der Stadtverordnetenversammlung den Antrag, dass der Magistrat noch vor der Kommunalwahl zu einer Informationsveranstaltung mit offiziellem Charakter einzuladen hat. Dafür hoben alle Stadtverordneten die Hand.

FDP-Fraktionsvorsitzender Holger Steinert hob die große Bedeutung des Güterbahnhof-Areals für die Stadt hervor. Schon die eineinhalb bis zwei Jahre bestehende Großbaustelle habe Auswirkungen. Franz Apfel formulierte es so: "Ist es eine neue Chance für die Innenstadt - oder ist sie auf dem Weg ins Museum?" Apfel forderte auf dem Güterbahnhofsgelände ein innenstadtverträgliches Sortiment. Man bekomme auf dem Güterbahnhofsgelände die Chance, Kaufkraft in Bensheim zu binden. Die Verkaufsflächen der Innenstadt hatte Apfel auf 20 475 Quadratmeter addiert. Die auf dem Güterbahnhof geplante Verkaufsfläche sei halb so groß. Das sei sehr dominant. Zahlen geben ein schiefes Bild

Die von Apfel genannten Zahlen sind nicht falsch, doch geben sie ein schiefes Bild. In der Addition ist natürlich auch das neue E-Center enthalten, das aber lediglich gut 100 Meter weiter an die Innenstadt heranrutscht. Auf dem Gelände des heutigen E-Centers (früher EKZ) ist Wohnbebauung geplant. Apfel spricht auch stets von einem 1600 Quadratmeter großen Drogeriemarkt. Dabei handelt es sich um die Bruttofläche. Zieht man Lager, Büro- und Sozialräume ab, so bleibt eine deutlich reduzierte Verkaufsfläche. Franz Apfel möchte auf dem Güterbahnhofsgelände einen großen Drogeriemarkt verhindern. Er sieht den dm-Markt in der oberen Fußgängerzone als Frequenzbringer für die Innenstadt. Wenn man am Güterbahnhof kostenlos parken kann, hört Apfel das Sterbeglöcklein in der Innenstadt läuten.

Indessen hatte Stadtbaurat Helmut Sachwitz schon wiederholt darauf hingewiesen - zuletzt vor den versammelten Kaufleuten der Stadt -, dass ein Drogeriemarkt auf dem Güterbahnhofsgelände rechtlich nicht zu verhindern sei. Für die CDU stimmte deren Fraktionsvorsitzender Markus Woißyk einer Info-Veranstaltung zu. Rudolf Volprecht (SPD) sah dazu eigentlich keine Notwendigkeit, da der Investor Procon das Vorhaben ausführlich im Bauausschuss erläutert habe, wollte aber nicht im Wege stehen. Umfassende Informationen Doris Sterzelmaier, Fraktionsvorsitzende der Grünen, sprach sich für den öffentlichen Termin aus, weil es richtig sei, die Bevölkerung umfassend zu informieren. Das meinte auch Günther Müller-Falcke (FWG). Allerdings hielt er es für sinnvoller, den Termin nach der Kommunalwahl anzusetzen, da die Veranstaltung dann sachlicher verlaufe. Damit hat er tendenziell zwar recht, doch sollen die Wähler noch vor der Wahl aus berufenem Munde wissen, was auf dem Güterbahnhofsgelände passieren soll.

Nach Aussage von Stadtbaurat Helmut Sachwitz geistern zu viele falsche oder missinterpretierte Zahlen durch die Stadt. Der SPD-Stadtverordnete Michael Sydow hat ein Geschäft in der Innenstadt. Das Thema ist auch für ihn relevant. An die Mär vom innenstadtverträglichen Sortiment glaubt er nicht mehr: "Alles ist innenstadtrelevant. Die großen Lebensmittler sind doch längst kleine Kaufhäuser." Was ist mit dem Neumarkt? Laut Sydow hat die Innenstadt derzeit ein viel drängenderes Problem: die Schließung des Rewe-Marktes im Neumarkt. Hier müsse der Magistrat aktiv sein, einen geeigneten Betreiber für einen Supermarkt zu finden. Mindestens ein Nahversorger gehöre in die Innenstadt. bj

Bergsträßer Anzeiger 08. Februar 2011

 
 
 
 
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