Bensheimer Liberale gegen Auftrag für ein Joseph Stoll-Gutachten
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  Bensheimer Liberale gegen Auftrag für ein Joseph Stoll-Gutachten

Bensheim (23.09.07). Die FDP-Fraktion Bensheim spricht sich gegen eine Beauftragung für ein Joseph Stoll-Gutachten aus und bringt einen Antrag in die nächste Stadtverordnetenversammlung ein, in welchem der Magistrat aufgefordert wird, kein Gutachten zur Person Joseph Stoll zu beauftragen.

Aus der Beantwortung einer Anfrage der FDP-Fraktion durch den Magistrat am 12. Juni wurde bekannt, dass die Rathausspitze im März den Karlsruher Historiker Prof. Dr. Peter Steinbach beauftragen wollte, das Wirken des Bensheimer Heimathistorikers, Kommunalpolitikers und Gewerbeschullehrers Josef Stoll aufzuarbeiten, womit es hier in erster Linie um seine Rolle bzw. politische Tätigkeit im III. Reich ging. Damit einhergehend sollten vorläufig bis zu 4000 Euro für das Gutachten ausgegeben werden, welches der Historiker voraussichtlich erst bis zur Novembersitzung der Stadtverordnetenversammlung und somit der Öffentlichkeit vorlegen wollte. Während der Sommerpause hat Prof. Dr. Steinbach schriftlich die Beauftragung jedoch abgelehnt. Bevor der Magistrat nun den nächsten Historiker beauftragen wolle, wollen die Liberalen aktiv werden.

Es sei für die FDP-Fraktion nicht transparent, warum für eine Aufarbeitung der Rolle Stolls mehrere tausend Euro Steuergelder verwendet werden sollen, wo doch seine Rolle auch während des III. Reichs in Bensheim hinlänglich bekannt sei, nicht zuletzt auf den Seiten 379-381 im Buch "Bensheim - Spuren der Geschichte" explizite und ungeschminkt nachzulesen ist und selbst dem Stadtführer "Bensheim erleben" auf Seite 78 entnommen werden könne, dass die Benennung eines kleinen Platzes nach ihm damals an seiner NSDAP-Mitgliedschaft scheiterte. Auch mehreren Medienbeiträgen in den letzten 50 Jahren konnte die Rolle Stolls im III. Reich inklusive die Information bzgl. seiner Verurteilung und Haftstrafe nach dem Krieg entnommen werden. Darüber hinaus sei fraglich, ob das Ergebnis noch eine breitere Öffentlichkeit interessiere, wenn es nach der kurzen öffentlichen Diskussion im Februar und März erst im November vorgelegt worden wäre bzw. im Falle einer neuen Gutachten-Beauftragung, erst in einigen Monaten vorliegen würde.

"Falls eine Fraktion im Bensheimer Stadtparlament der Meinung sein sollte, dass die nach Stoll benannte kleine, unattraktive und wenig bekannte Passage in der Innenstadt umbenannt werden soll, so wäre dazu Jahrzehnte Zeit gewesen," so Fraktionsvorsitzender Holger Steinert. Nach Auffassung der Liberalen ist zu diesem Thema nicht zuletzt durch die Berichterstattung samt Lesebriefen während der Monate Februar und März wieder einmal alles gesagt und geschrieben worden.

Für die FDP wäre eine Neubeauftragung eines Stoll-Gutachtens reine Verschwendung von Steuergeldern, auch wenn es am Ende nur 4000 Euro sein mögen. Das Geld wäre besser in der Jugendarbeit und Vereinsförderung angelegt, so der Chef der Jungliberalen und Stadtverordnete Simon Breuser abschließend.

 
 
 
 
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