Podiumsdiskussion
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FDP-Kreisverband Bergstraße zum Thema wirtschaftliche Entwicklung bei Brain AG in Zwingenberg

ZWINGENBERG.Von Manuel Stangorra Zeiten der Krise sind Zeiten des Nachdenkens. Nachgedacht über die künftige wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland und Europa haben bei einer Podiumsdiskussion in der Zwingenberger Bio-High-Tec-Schmiede Brain AG dessen Vorstandsvorsitzender Holger Zinke, Direktor Peter Ingram von der Ixys GmbH Lampertheim, Professor Thomas Hügle vom Bio-Energiepark Bürstadt sowie der Politikwissenschaftler und Europa-Parlamentarier Jorgo Chatzimarkakis (FDP Saarland). Moderiert wurde der Denkprozess vom Bergsträßer FDP-Kandidaten für das Europaparlament Hans Maschke.

Maschke schickte die These voraus, zur Sicherung des Wohlstands in Deutschland und Europa sei die Schaffung von Arbeitsplätzen mit wettbewerbsfähigen Produkten unabdingbar: „Wohlstand im Wirtschaftsraum eines rohstoffarmen Europa kann nur auf Basis von neuen und innovativen Produkten gesichert werden.“ Wichtig sei eine gut ausgebildete Bevölkerung. Das sei Voraussetzung für die Produktion von technologisch hochwertigen Waren.

An verschiedenen Stellen kranke das System, so Chatzimarkakis. Innovative Geräte wie das Faxgerät, der Flachbildschirm, der MP3-Player oder das Internet-Telefonsystem Skype seien in Deutschland erfunden, ihre Produktion aber in anderen Ländern realisiert worden, wo daran verdient werde. Das habe damit zu tun, dass in Deutschland zu wenig Risikokapital in solche zukunftsträchtigen Entwicklungen fließe, so der Experte.

Als die aktuelle Situation bei Opel zur Sprache kam, räumte der 43-Jährige ein, dass er zur Autolobby gehört: „Im Premium-Bereich besitzen die deutschen Marken 80 Prozent Marktanteil. Wir können nicht einfach eine Umweltpolitik zulassen, die deutsche Autobauer total vom Markt verdrängt und nur noch verbrauchsoptimierte Kleinwagen protegiert“, sagte der FDP-Politiker. Klar äußerte sich Chatzimarkakis zu einer möglichen Staatsbeteiligung bei Opel: „Das ist – genau wie die Abwrackprämie – ein Investieren in die Vergangenheit.“ Er befürworte einen Einstieg des Daimler-Konzerns, der Opel in eine „Elektroautobude“ verwandelt.

Zinke argumentierte gegen die Unterstützung der großen Marken und sagte: „Nicht IBM war damals in den USA innovativ, sondern Microsoft.“ Kleinere und mittelständische Unternehmen profitierten gar nicht oder nur selten von EU-Mitteln. Allgemein sei das deutsche Steuersystem zu kompliziert, konstatierte Zinke. Unternehmen wie Orakel, Server-Spezialist Sun oder Google fehlten auf dem deutschen börsennotierten Markt.

Querdenker Peter Ingram wies auf die enorme Kraft der Grundlagenforschung hin, die aber in Deutschland unterfinanziert sei und unbedingt mit Fördermitteln gestützt werden müsse. Neue Werkstoffe wie das vom niederländischen Physiker Andre Geim entwickelte „Graphen“ (erste zweidimensionale Kristalle aus Kohlenstoff-Atomen), wofür der Forscher den mit 750 000 Euro dotierten Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft erhielt, seien von unschätzbarem Wert. Seine Entdeckungen würden die Halbleiter-, Sensor- und Display-Technologie revolutionieren und zu Durchbrüchen in der Quantenphysik führen. Was im kapitalistischen „Kasino“ gespielt wird, sei unerträglich. Deutschland führe bei der Windenergie auf dem Weltmarkt und sei weit fortgeschritten bei der Solartechnologie, was genutzt werden müsse.

Kritisiert wurden von der Runde die Antragsmodalitäten zu EU-Fördergeldern und die der Hausbanken zwang. Landesbanken und Sparkassen erfüllten in der jetzigen Krise kaum noch ihre Funktion als Geldgeber für Mittelstandskredite. Chatzimarkakis verwies darauf, dass die EU das Problem bereits erkannt habe.

Bericht aus dem Starkenburger Echo
FDP Podiumsdiskussion
v.l.n.r.: Dr. Hans Maschke (FDP Kandidat zur Europawahl), Prof. Dr. Thomas Hügle (Bio-Energiepark Bürstadt), Dr. Holger Zinke (B.R.A.I.N. AG), Peter Ingram (Ixys GmbH), Jorgo Chatzimarkakis (FDP, Mitglied des Europäischen Parlaments)
 
     
 
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